Herzog Paul Wilhelm von Württemberg

Reiselustig und wissensdurstigPaul Wilhelm von Württemberg

Herzog Paul Wilhelm von Württemberg (1797–1860) reiste als Naturforscher und Entdecker durch die Welt und besuchte Nordamerika, Nordafrika und Australien. In seinem Residenzschloss Mergentheim richtete er mit den Fundstücken, die er auf seinen Reisen gesammelt hatte, ein Raritätenkabinett ein.

Was unterschied den Herzog von anderen Adeligen?

In seiner Jugend besuchte Friedrich Paul Wilhelm von Württemberg wie seine männlichen Vorfahren das Kadetteninstitut in Stuttgart und begann zunächst eine militärische Karriere. Doch der Herzog interessierte sich nicht für Politik und hoffte zeitlebens, dass er nicht die württembergische Thronfolge anzutreten hatte. Stattdessen verschrieb sich der „Zigeunerprinz“ – so wurde er am Hof in Stuttgart abschätzig genannt – den Naturwissenschaften und der Länder- und Völkerkunde.

Wohin reiste der Herzog?

Sein bevorzugtes Reiseziel war Nord- und Südamerika: Gleich viermal bereiste er den Kontinent und besuchte dabei unter anderem Kuba, Brasilien, Chile, aber auch den Mississippi, Nebraska, New Orleans und New York. Im Jahr 1829 entdeckte er die Quellen des Missouri River. Auf seinen Reisen sammelte er seltene ethnographische Objekte. Seine ausschweifende Reiselust trieb den Herzog mehrmals beinahe in den Ruin. Außerdem spielte er immer wieder mit dem Gedanken, vollständig aus Europa auszuwandern.

Residenzschloss Mergentheim, Paul Wilhelm von Württemberg trifft Ureinwohner, Zeichnung

Der Herzog trifft am 4. Juli 1823 mit Wa-kan-ze-re, dem Häuptling der Kansa, am „blauen Fluss“ zusammen.

WEN TRAF DER HERZOG AUF SEINEN REISEN?

Auf seinen Reisen knüpfte der Herzog zahlreiche Kontakte. Zu den bekanntesten zählte Jean Baptiste Charbonneau. Der Sohn der berühmten Indianerin Sacagawea begleitete den Herzog auf seiner ersten Amerikareise. Auf Einladung des Adeligen verbrachte der Halbindianer einige Jahre in Mergentheim. 1829 kehrte der junge Mann, in Begleitung des Herzogs, in die USA zurück. Die kolorierte Zeichnung, eines der wenigen erhaltenen Dokumente der herzoglichen Reisen, zeigt beide mit dem Häuptling Wa-kan-ze-re.

Residenzschloss Mergentheim, Raritätenkabinett, Zeichnung in Mörikes Haushaltungsbuch

Eduard Mörike im herzoglichen Raritätenkabinett.

Wie verbrachte der Herzog seine Zeit in Mergentheim?

Der Herzog erhielt das Mergentheimer Schloss anlässlich seiner Hochzeit mit Prinzessin Maria Sophia Dorothea Caroline von Thurn und Taxis als Residenz zugewiesen. Dort sammelte er die zoologischen, botanischen und ethnografischen Raritäten, die er auf seinen Reisen angehäuft hatte. Das sogenannte Raritätenkabinett mit Kuriositäten wie Bärenpfoten und präparierten Tierkörpern umfasste zwanzig Räume. Interessierte konnten die Ausstellung damals besichtigen.

Residenzschloss Mergentheim, Ausstellung über Herzog Paul Wilhelm von Württemberg

Blick in die Ausstellung über die Reisen Herzog Paul Wilhelms.

Was ist von seinen Forschungen noch heute bekannt?

Viele Stücke seiner Sammlung sind verloren gegangen, andere befinden sich beispielsweise im Naturkundemuseum Schloss Rosenstein in Stuttgart oder im Linden-Museum Stuttgart. Herzog Paul war Mitglied verschiedener Akademien der Wissenschaften, führte mit zahlreichen europäischen Naturwissenschaftlern eine umfangreiche Korrespondenz. Da er zu Lebzeiten nicht sehr viel publizierte und der größte Teil des Nachlasses unausgewertet zerstört wurde, unterblieb eine angemessene Würdigung. Dennoch zählt er heute zu den bedeutenden Naturforschern des 19. Jahrhunderts.

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