EIN ADELIGER FORSCHER
Herzog Paul Wilhelm (1797-1860) war der jüngste Sohn von Herzog Eugen Friedrich Heinrich von Württemberg und Herzogin Luise, geborene Prinzessin zu Stolberg-Gedern. Er war ein Neffe des ersten württembergischen Königs Friedrich. In seiner Jugend begann Paul Wilhelm zunächst eine militärische Karriere – aber seine Interessen lagen auf anderen Feldern. Statt dem Kriegswesen oder der Politik verschrieb sich der „Zigeunerprinz“ – so wurde er am Hof in Stuttgart abschätzig genannt – den Naturwissenschaften und der Länder- und Völkerkunde. Bereits in den Jahren 1822 bis 1824 brach er zu seiner ersten großen Forschungsreise auf.
EINE KURZE EHE
Am 17. April 1827 heiratete Herzog Paul Wilhelm in Regensburg die Prinzessin Maria Sophia Dorothea von Thurn und Taxis (1800-1870), Tochter des Fürsten Karl Alexander von Thurn und Taxis. Sie trennte sich aber schon vor der Geburt des Sohnes Maximilian (1828–1888) wieder von Paul von Württemberg. Die Ehe wurde 1835 wieder geschieden. Schloss Mergentheim allerdings, das er bei der Vermählung als Wohnsitz für sich und seine Frau zugewiesen bekommen hatte, blieb sein Wohnort. Maria von Thurn und Taxis hingegen lebte bis zu ihrem Tod in Regensburg: im Württembergischen Palais.
EIN GROSSER SAMMLER
Herzog Paul reiste: Er war als Naturforscher und Entdecker in Nordamerika, Nordafrika und Australien. Dabei sammelte er zoologische, botanische und ethnologische Raritäten, die er in Schloss Mergentheim ausstellte. Das sogenannte „Raritätenkabinett“ mit Kuriositäten wie Bärenpfoten und präparierten Tierkörpern umfasste ganze zwanzig Räume! Interessierte konnten die herzogliche Sammlung damals sogar besichtigen. So notierte etwa der Dichter Eduard Mörike am 22. Mai 1846 in sein Haushaltungsbuch, dass er das „Raritätenkabinett“ für ein Trinkgeld von 12 Kreuzern besucht habe. Eine Skizze Mörikes gibt einen Einblick in die Präsentation der Sammlung.
AUFLÖSUNG DER SAMMLUNG
Der Herzog war Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Wien, Sankt Petersburg und London, führte mit zahlreichen europäischen Naturwissenschaftlern eine umfangreiche Korrespondenz und wird zu den bedeutenden Naturforschern des 19. Jahrhunderts gerechnet. Da er zu Lebzeiten aber nicht sehr viel publizierte und der größte Teil des Nachlasses unausgewertet zerstört wurde, unterblieb eine angemessene Würdigung als Naturwissenschaftler und Entdecker. Da er ahnte, dass sich nach seinem Tod niemand mehr für die Sammlungen interessieren würde, hielt er testamentarisch fest, dass sie nur als Ganzes verkauft werden sollte. Dies ließ sich allerdings nicht realisieren und so wurde die Sammlung in alle Winde verstreut. Viele Stücke sind verloren gegangen. Andere finden sich heute im Naturkundemuseum Schloss Rosenstein in Stuttgart oder im Linden-Museum Stuttgart.
Information
Aktuell ist das Residenzschloss Mergentheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.