Donnerstag, 16. April 2020

Residenzschloss Mergentheim | Allgemeines 20. April 1809: Das Ende des Deutschen Ordens in Mergentheim

Heute vor 211 Jahren, am 20. April 1809, marschierten die königlich württembergischen Truppen in Mergentheim ein und entwaffneten die wenigen noch verbliebenen Wachen des Deutschen Ordens. Damit endete eine Zeit, in der Mergentheim die Residenzstadt des Hochmeisters des Deutschen Ordens war – nach nicht ganz 300 Jahren.

REGIERUNGSSITZ IN MERGENTHEIM

Insgesamt siebzehn Hochmeister regierten in Mergentheim als Hauptsitz des Deutschen Ordens von 1525 bis 1809. Hier im Residenzschloss versammelte sich das Generalkapitel, das den Orden leitete. Bereits im Dezember 1805 hatte Napoleon im Frieden von Pressburg festgelegt, dass Bayern und Württemberg zu Königreichen aufsteigen – und dass die Besitzungen des Deutschen Ordens an Österreich fallen sollten. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Mergentheim nicht schon 1805 zu Württemberg kam. Der amtierende Hochmeister, Anton Viktor von Österreich, der Bruder des österreichischen Kaisers, hatte die bedrohliche Situation wohl schon im Blick: Bereit im September 1805 ließ er die wertvolleren Stücke des Schlossinventars von Mergentheim nach Wien transportieren.

 

WÜRTTEMBERGISCHE ANNEKTION

Am 20. April 1809, in der Folge des erneuten Krieges zwischen Österreich und dem Frankreich Napoleons, marschierten die Truppen des frisch gebackenen Königs von Württemberg in Mergentheim ein. Um 9 Uhr entwaffnete die Vorhut die aus 48 Personen bestehende Wache des Deutschen Ordens. Kurz darauf trafen 700 Mann aus dem 2. Bataillon des Infanterieregiments Prinz Friedrichs ein, um deren Posten neu zu besetzten. Dem württembergischen König Friedrich I. wurde berichtet, dass bei der Übernahme der Stadt „nicht das geringste Hinderniß oder Unordnung stattfand“.  Der neu ernannte württembergische „General Landes Commissaire“ Eugen von Maucler ließ schließlich ausrufen, „daß im Namen Euer Königlichen Majestaet das Fürstenthum Mergentheim militärisch occupirt und überhaupt in Besitz genommen worden sey“.

 

DAS SCHLOSS WIRD LEERGERÄUMT

Unmittelbar im Anschluss an die württembergische Übernahme der Stadt ordnete König Friedrich eine sofortige Sichtung des Residenzschlosses und der Kirchen Mergentheims an – und den Abtransport der brauchbaren Wertgegenstände. Allerdings: Die wichtigsten Akten, der überwiegende Teil des Schlosssilbers, die Schatzkammer des Deutschen Ordens sowie die 375 Einzelstücke umfassende Münzsammlung waren längst nicht mehr in Mergentheim. Alles Wertvolle – materiell oder ideell – hatte der Hochmeister ja bereits nach Österreich bringen lassen. Stattdessen gelangten nun Anfang Juni 1809 das Kirchensilber und Reste des Silbers aus dem Schloss nach Ludwigsburg. Vom Herbst bis ins Frühjahr 1810 folgte ein Teil des Mobiliars aus dem Schloss, des herrschaftlichen Jagdzeugs, der Bibliothek und einiger weniger Bestände des Ordensarchivs.

 

FÖRMLICHE ÜBERNAHME MERGENTHEIMS

Währenddessen war am 23. Mai 1809 eine Verfügung Napoleons über die Aufhebung des Deutschen Ordens in den Rheinbundstaaten erschienen. Im Dekret wird die Übertragung des Mergentheimer Gebiets sowie der Rechte, Pflichten und Einkünfte des Hochmeistertums an die Krone Württemberg festgehalten. Friedrich ließ daraufhin am 10. Juni die förmliche Zivilbesitzergreifung des Territoriums an der Tauber durch Anschlagen der württembergischen Wappen durchführen. Am 13. Juni folgte die „feierliche Erbhuldigung“ der Geistlichkeit und der weltlichen Dienerschaft im Schlosshof und anschließend der zusammenberufenen Stadt- und Landbewohner auf dem Marktplatz. Im Schönbrunner Friedensschluss vom Oktober 1809 musste das im Krieg bezwungene Österreich schließlich der Aufhebung des Deutschen Ordens in den Rheinbundstaaten ebenso wie der Eingliederung des Mergentheimer Gebiets in das Königreich Württemberg zustimmen. Mergentheim war nun endgültig kein Sitz des Deutschen Ordens mehr.

 

EIN SCHLOSS – VIELE BESTIMMUNGEN

Damit erlosch der höfische Glanz, den die Hoch- und Deutschmeister ins Schloss gebracht hatten. Im Äußeren Schloss kamen staatliche Behörden unter. Im Hochschloss wechselten verschiedene Nutzungen: die Stadtbücherei, eine Kleiderfabrik oder eine Ballettschule sind nur einige Beispiele. 1927 zog schließlich ein Museum ins Residenzschloss, die große Altertumssammlung von Carl Joseph Adelsheim. Nach einer umfassenden Sanierung wurde als „Deutschordensmuseum“ in den 1990er-Jahren wiedereröffnet. Das Herzstück des Museums bilden die restaurierten Räume der einstigen Hochmeisterwohnung mit höfischem Mobiliar und prächtigen Stuckdecken. Dazu kommen vielfältige aktuelle Ausstellungen, die das Schloss immer wieder zum beliebten Anziehungspunkt für Besucherinnen und Besucher werden lassen.

 

Information
Aktuell ist das Residenzschloss Mergentheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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