Residenzschloss Mergentheim, Garten

Ein Gartenpavillon wie eine PagodeDas chinesische Haus

Der Schlosspark des Residenzschlosses Mergentheim wurde im Stil eines englischen Landschaftsgartens neugestaltet. Dazu gehören kleine Gartenhäuser, wie das chinoise Lusthäuschen. Wegen der Glöckchen und einer Schellenkrone auf dem Dach nennt man das Gebäude im Volksmund „Schellenhäusle“.

Residenzschloss Mergentheim, Schellenhaus im Schlossgarten, Detail

Frühlingshaftes Idyll: das chinesische Haus im Schlossgarten Mergentheim.

Parkgebäude im Stil fremder Kulturen

Um 1800 gestaltete Hofgärtner Franz Joseph Hüller den Schlosspark Mergentheim vom Barockgarten zu einem englischen Landschaftsgarten um – mit weiten Wiesen, geschwungenen Wegen und kleinen Parkbauten. Vorbilder für die sogenannten Lusthäuschen waren antike Tempel, Ruinen und Grotten sowie chinesische Pagoden. Er errichtete zwei Lusthäuser, die den Zauber der weiten Welt nach Mergentheim brachten: das orientalisch anmutende „Halbmondhäuschen“ und das „Schellenhäusle“, das chinesische Haus.

Zeichnungen als Vorbilder

Dass europäische Parkbauten mit chinesischen Formen verschmelzen, geht auf Musterbücher zurück: Zeichnungen von Architekten, die nach Asien reisten, um dort die Bauten zu studieren. Die Gestaltung des „Schellenhauses“ ähnelt dem Entwurf für ein Speisehaus des britischen Architekten Charles Over: Das „Banquetting House“ zeigt einen eingeschossigen Rundbau mit Säulenumgang. Es erschien mit weiteren Entwürfen 1758 unter dem Titel „Ornamental architecture in the Gothic, Chinese and modern Taste [...]“.

Residenzschloss Mergentheim, Aquarell (1819)  zum Schellenhaus im Schlossgarten
Residenzschloss Mergentheim, Schellenhaus im Schlossgarten, Deckenmalerei

Die exotische Ausgestaltung des Schellenhauses wurde von Beginn an detailreich geplant.

Residenzschloss Mergentheim, Schellenhäuschen

Die Details des Gartenpavillons erinnern an Asien, aber auch an Tempel Europas.

Griechische Antike trifft chinesische Tradition

Chinesische Pagoden sind traditionell mehrgeschossig. Das chinesische Haus im Schlossgarten Mergentheim ist ein eingeschossiger Rundbau mit einem Säulenumgang. Das geht auf griechische Rundtempel der Antike, Tholos genannt, zurück. Das leicht geschwungene Dach, die verglaste Laterne und die Fenster mit exotisch geformten Sprossen haben asiatische Wurzeln. Bekrönt wird das Parkgebäude von einer Art Schellenbaum: eine goldene Stange mit Glöckchen, die an Ringen hängen.

Residenzschloss Mergentheim, Schellenhaus im Schlossgarten, Detail

Glocken, auch Schellen genannt, verweisen auf das Reich der Mitte.

Wurzeln im alten China

Der Schellenbaum auf dem Dach des „Schellenhauses“ erinnert an das gleichnamige Musikinstrument aus dem osmanischen Reich. Doch der französische Name legt einen Ursprung in China nahe: „Chapeau chinoise“ bedeutet übersetzt „chinesischer Hut“. Glocken tauchten erstmals in Zentralasien auf. Der chinesische Gelehrte Konfuzius beschrieb sie als Grundpfeiler der sozialen Ordnung: Ihr Klang rhythmisierte kultische Anlässe, den Tag und die kaiserlichen Zeremonien. Auch im Westen läuten Glocken zum Gebet.

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