Residenzschloss Mergentheim, Rekonstruktion des Althäuser Hockergrabes, 2014

Jungsteinzeit im TaubertalDas Hockergrab von Althausen

Den Höhepunkt der Ausstellung „Vor 4.500 Jahren im Taubertal“ stellt das Hockergrab dar, das 1939 in Althausen entdeckt worden war. Die vier Steinzeit-Menschen wurden gemeinsam begraben. Neue Forschungserkenntnisse verraten, dass es sich um eine „Patchwork-Familie“ handelt.

Residenzschloss Mergentheim, Verwandtschaftliche Verhältnisse der Familie im Althauser Hockergrab

Eine steinzeitliche Patchwork-Familie.

Patchwork in der Steinzeit

Seit Mai 2015 ist das Hockergrab mit vier menschlichen Skeletten, nach gründlichen Untersuchungen, wieder im Museum zu sehen: als Rekonstruktion, die vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg betreut wurde. Bevor die Knochen eingebettet wurden, konnten sie systematisch untersucht werden. Eine mtDNA-Analyse ergab, dass es sich gar nicht um eine Familie aus Vater, Mutter und zwei leiblichen Kindern handelt, wie bisher angenommen. Stattdessen ist eine „Patchwork-Familie“ zu sehen, die sich liebevoll in den Armen liegt.

Residenzschloss Mergentheim, Darstellung der Familie im Althäuser Hockergrab

Die Knochen wurden durch eine Radiokarbon-Messung datiert.

Rekonstruktion des Grabes

Die vier Verstorbenen wurden in eine einfache Erdgrube gebettet. Ganz links liegen die Knochen einer Frau im Alter von 40 bis 50 Jahren, dann folgt ein vermutlich männliches Kind, 9 bis 11 Jahre, daneben ein vermutlich weibliches Kind, 6 bis 7 Jahre, und ganz rechts ein Mann von etwa 30 Jahren. Sie wurden wohl von Familienangehörigen oder Mitgliedern derselben Dorfgemeinschaft beerdigt. Die Art der Bestattung könnte auf eine besondere soziale Stellung der Toten in der Gemeinschaft deuten.

Residenzschloss Mergentheim, Althäuser Hockergrab

Die Todesumstände der Familie sind ungeklärt.

Was weiss man über die Todesumstände?

Alle vier Menschen hatten gute Zähne und nur geringfügige Mangelerscheinungen. Zeichen von Gewalt, die zu ihrem Tod geführt haben könnten, sind nicht zu finden. Auch ist es eher unwahrscheinlich, dass sie durch eine Seuche oder Hungersnot starben. Seit der ausgehenden Jungsteinzeit erhielt jeder Verstorbene sein eigenes Grab. Ein gemeinsames Grab dürften Menschen bekommen haben, die gleichzeitig starben. Doch die Todesumstände der Menschen aus dem Althäuser Hockergrab sind bis heute nicht geklärt. Es fällt lediglich auf, dass besonders im Taubertal viele Mehrfachbestattungen entdeckt wurden.

Residenzschloss Mergentheim, Ausstellungsraum Hockergrab

Blick in den Ausstellungsraum mit der Rekonstruktion des Hockergrabes.

Eine der ältesten Bestattungsformen

Hockergräber gehören zu den ältesten bekannten Bestattungsformen. Der Name verweist darauf, dass die Menschen mit angewinkelten Armen und Beinen niedergelegt wurden. In manchen Kulturen begrub man die Toten in geschlechtsspezifischer Position, getrennt nach Himmelsrichtungen und Seitenlage. Im Taubertal wurde diese Bestattungsform nicht immer konsequent eingehalten. Durch die Art der Grabbeigaben wie Amphoren, Feuersteindolche, Klingen, Streitäxte, Becher und Wegzehrung werden soziale Unterschiede erkennbar. Trinkbecher unterschiedlicher Größe lassen auf das Alter der Toten schließen.

Der Vergänglichkeit begegnen die Menschen seit Jahrhunderten mit dem Wunsch nach Schönheit und Ewigkeit. Schlösser, Burgen und Klöster sind bis heute ein glänzendes Vermächtnis für die Zukunft. Die Themenwelt „Unendlich schön. Monumente für die Ewigkeit“ wirft einen Blick auf diese spannenden Themen.

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